Tragische Unfälle auf dem Nürburgring 1975 - 1984
1975
Int. ADAC-1000-Kilometer-Rennen
1. Juni 1975
Tödlicher Trainingsunfall auf der Döttinger Höhe
Walter Czadek und Karl Richter bildeten das Fahrerduo
auf einem BMW 2002 TI beim 1000-Kilometer-Rennen 1975. Im Training am
31. Mai 1975 war Walter Czadek wegen eines technischen Defekts bei der
Döttinger Höhe mit dem BMW in die Leitplanken eingeschlagen. Vermutlich
wegen nur nachlässig eingestellter Sicherheitsgurte erlitt Walter Czadek
tödliche innere Verletzungen. Ein Arzt war innerhalb kürzesteter Zeit an
der Unfallstelle und konnte nur noch den Tod von Walter Czadek
feststellen.
1976
XI. ADAC Goodyear 300-Kilometer-Rennen
2. bis 4. April 1976
Ring-Neuling verunglückte im Training tödlich
Im ersten Training der Formel-3-Wagen am
Freitag verunglückte der Schweizer Alex Wittwer tödlich. In der
Fuchsröhre verlor Alex Wittwer, der für den Rennstall "Ecurie 13 Etoiles
Schweiz" startende Ring-Neuling, die Gewalt über seinen March 743.
Zuerst rammte er die Leitplanke und stürzt dann die 50 Meter tiefe
Böschung hinab. Laut Augenzeugen war Alex Wittwer in diesem
Streckenabschnitt zu schnell.
Deutsche Rundstrecken-Zuverlässigkeitsmeisterschaft
3. Juli 1976
Tödlicher Trainingsunfall auf der Döttinger Höhe
Bei sengender Hitze hatten sich 280
Motorradfahrer zum 5. Lauf um die Deutsche
Rundstrecken-Zuverlässigkeitsmeisterschaft am 3. Juli 1976 auf dem
Nürburgring eingefunden. Bei dieser Veranstaltung kam es zu einigen
folgenschweren Unfällen. Verschlimmert wurden die Unfälle durch die vor
den Leitplanken angebrachten Fangzäune. Wie schon beim Boykott der
Motorradfahrer beim Eifelrennen 1974 argumentiert, zeigte sich, dass die
Sicherheitsvorkehrungen für Automobilveranstaltungen geeignet waren,
aber bei Motorradfahrern die Verletzungen möglicherweise noch
verschlimmerten. Heinz Behrentin erlitt tödliche Verletzungen nach dem
Sturz in die Fangzäune.
Großer Preis der Tourenwagen
9. – 11. Juli 1976
Feuerunfall im Training und Boykott der Formel Super V
Im Rahmenprogramm zum Großen Preis der Tourenwagen verunglückte Ernst
Rätz (36 Jahre) im Freitagstraining am 9. Juli 1976 tödlich. Im
Streckenabschnitt Flugplatz prallte Ernst Rätz mit seinem Kaimann in
die Fangzäune und Leitplanken, nachdem sich ein Reifen gelöst hatte.
Ernst Rätz zog sich nur leichte Verletzungen zu und kletterte aus
seinem Formel Super V-Rennwagen. In diesem Augenblick explodierte der
Rennwagen und Ernst Rätz verbrannte. Zwei Marshals, die vor Ort waren,
konnten ihm nicht helfen. Sie trugen leichte Sommerkleidung und ihr
Feuerlöscher funktionierte nicht. Der hinter Ernst Rätz fahrende Jochen
Engel, hielt an der Unglücksstelle an, konnte aber ebenfalls nicht
helfen. Das Training wurde unterbrochen. Über die Streckenlautsprecher
wurden die Zuschauer informiert, dass das Training aufgrund eines
Waldbrandes unterbrochen werden musste. Nach diesen skandalösen
Sicherheitslücken und dem Verhalten der Rennleitung boykottierten alle
Formel Super V-Fahrer das Rennen.
Ernst Rätz fünf Wochen vor seinem tödlichen Unfall beim Risselberg-Bergrennen (6.-7. Juni 1976) in
der Nähe von Daun (Eifel).
Vielen Dank an Ursula Hüsgen für die Aufnahme von Ernst Rätz.
Laut der Website
Atlas The Nostagie Forum speeds ultimate price war der Unfall von Ernst
Rätz der 131 tödliche Unfall auf dem Nürburgring seit 1927. 14 Tage
später kommt es kurz vor dem Streckenabschnitt Bergwerk zu dem
berüchtigten Feuerunfall von Niki Lauda. Lautt Spiegel-Bericht waren bis
zu diesem Zeitpunkt 138 Todesopfer am dem Nürburgring zu beklagen, d.h.
in dem kurzen Zeitraum zwischen dem Unfall von Ernst Rätz und Niki
Lauda sind noch sieben Fahrer (Motorsportler bzw. Ringtouristen) auf dem Ring
tödlich verunglückt.
Die Zahlen konnten von uns nicht recherchiert werden.
1977
21. Mai 1977
Nieselregen und Öl verwandelten die Nordschleife in einen Schleuderkurs
Die 7. Int. ADAC-Reinoldusfahrt für Motorräder wurde zusammen mit der
17. ADAC-Reinoldusfahrt für Wagen ausgetragen. Am Vormittag trainierten die Wagen und Motorräder.
Anschließend folgte zuerst die Reinoldusfahrt für Motorräder und dann für die Tourenwagen.
Beim Training der Tourenwagen am Vormittag hatten Fahrzeuge Öl verloren. Noch
vor dem Rennen der Motorräder setzte Nieselregen ein. Die Nordschleife wurde mit
einem Ölfilm überzogen.
Obwohl die vorgeschriebenen Fahrtzeiten der sehr rutschigen Rennstrecke angepasst wurden,
gab es schon in der Einführungsrunde vier Stürze im Streckenabschnitt Hohe Acht. Selbst in
übersichtlichen und scheinbar ungefährlichen Streckenabschnitten stürzten Fahrer ohne
ersichtlichen Grund.
Im Rennen der Motorräder gab es 53 Stürze, bei denen sich sechs Fahrer verletzten und
leider auch ein Motorradfahrer tödliche Verletzungen erlitt. Bei ca. 400 Startern kam somit jeder
achte Fahrer zu Fall.
Kritik gab es an der Arbeit der Streckenposten, da im Verlaufe der Reinoldusfahrt keine Öl-Fahnen
zeigt und somit auf die gefährlichen Streckenabschnitte hingewiesen wurde.
1979
Großer Preis der Tourenwagen
6. – 8. Juli 1979
Hilfseinsatz der ONS-Rettungsstaffel endete tödlich
40 Minuten waren im Europameisterschaftslauf um den Großen Preis der
Tourenwagen gefahren. Im Streckenabschnitt Pflanzgarten platzte der
Motor am Opel Kadett von Mathias Bungard und er rutschte in die
Leitplanken. Sofort eilten zwei in unmittelbarer Nähe stehende
Angehörige der ONS-Staffel zur Hilfe. Während sie noch damit beschäftigt
waren, einen möglichen Brand zu verhindern, schleuderten auf der Ölspur
zwei weitere Fahrzeuge in die Unfallstelle. Einer der ONS-Helfer Klaus
Bierth (24 Jahre) war sofort tot, der die Szene filmende Kameramann
Bernd Hossfeld vom SWF wurde lebensgefährlich verletzt, der zweite
ONS-Helfer Helmut Adams wurde schwer verletzt.
1981
Int. ADAC 1000-Kilometer-Rennen
22. bis 24. Mai 1981
Ringkenner Herbert Müller tödlich verunglückt
Im Streckenabschnitt "Klostertal" verunglückte Herbert Müller während des 1000-Kilometer-Rennes am 24. Mai 1981.
Der vor Herbert Müller fahrende Karl-Josef Römer hatte seinen Porsche
930 kurzzeitig nicht unter Kontrolle und schleuderte auf den rechten
Grünstreifen. Herbert Müller versuchte ein Ausweichmanöver, bremste
seinen Porsche 908/3 scharf ab und geriet auf den linken Grünstreifen.
Dort prallte er auf den havarierten Porsche 935 von Bobby Rahal. Der
Wagen von Bobby Rahal war dort nach einem Unfall in der ersten Runde
abgestellt worden. Der Tankinhalt des Rahal-Porsche war durch seinen
frühen Ausfall noch fast vollständig gefüllt. Beide Porsche gingen nach
dem Aufprall explositionsartig in Flammen auf. Das Rennen wurde 3 Runden
später abgebrochen.
Zuschauer und Augenzeuge Achim Wittsack zu dem Unfall:
"Ich befand mich zum Zeitpunkt des Unfalles ca. 50 m von der Stelle des
Zusammenpralls von Müllers 908/3 mit dem havarierten Rahal-935 entfernt. Da es
gerade begonnen hatte, leicht zu regnen, hatte ich meinen Eisverkauf
unterbrochen und mich mit meinem Bauchladen unter den Bäumen kurz vor dem
letzten Rechtsknick vor der Auffahrt zur Steilstrecke untergestellt. Als erstes
kam ein Porsche 944 kurz ins Schleudern, konnte jedoch die Kontrolle
wiedergewinnen und seine Fahrt ohne Zwischenfall fortsetzen. Daraufhin sagte ein
anderer Zuschauer, der neben mir stand einen Satz, den ich im Leben nie
vergessen werde: "Da passiert doch noch was!" Kurze Zeit später verlor der
Fahrer Karl-Josef Römer das Heck seines Porsche 930 und kam in der Fahrbahnmitte
der Kurve quer zum Stehen. Da Römer es nicht schaffte, sein Fahrzeug rechtzeitig
wieder in Gang zu setzen, versuchte der nachfolgende Herbert Müller links am
querstehenden Wagen vorbeizukommen. Dabei geriet er – noch voll auf der Bremse -
mit zwei Rädern auf das Gras und prallte frontal in den gegen die Fahrtrichtung
an der Leitplanke stehenden 935 von Rahal. Der Aufprall war so stark, dass
Müller dabei der weiße Helm vom Kopf gerissen wurde. Wie im Bericht auf der
Webseite erwähnt, hatte der 935 noch fast eine komplette Tankfüllung an Bord
(Tank vorne im Fahrzeug), und fatalerweise war auch der 908/3 in der Runde
vorher zum Tankstop an der Box gewesen. Innerhalb von einer Sekunde gab es eine
Flammensäule, höher als ein Haus, es wurden über 60 große Handlöscher entleert,
ohne das Feuer löschen zu können. Mehrere Streckenposten mit gelben Flaggen in
beiden Händen rannten mitten auf der Strecke dem nachfolgenden Feld entgegen und
konnten noch Schlimmeres verhindern.
Worauf ich hinaus will, ist der Hinweis, dass die Strecke zum
Unfallzeitpunkt tatsächlich nass war, noch nicht vollständig, sondern eben sehr
schmierig. Ob das Ausweichmanöver von Herbert Müller auf trockenem Straßenbelag
gelungen wäre, vermag ich nicht zu beurteilen, aber mit Sicherheit kann man
sagen, dass die Witterungsverhältnisse eine maßgebliche Rolle spielten. Auf
trockener Fahrbahn wäre es vermutlich gar nicht erst zum querstehenden
Römer-Porsche gekommen., aber das ist reine Spekulation und ändert leider nichts
am Geschehenen. Richtig ist aber, wie auf der Webseite beschrieben, wenn der
liegengebliebene Rahal-935 in die knapp 200 m entfernte Ausfahrt geschleppt
worden wäre, könnte H. Müller noch leben. Er wäre in sehr spitzem Winkel in die
Leitplanke gefahren. Damit wäre er zwar auch aus dem Rennen gewesen, aber mit
dem Schrecken davongekommen. Das war alles so unnötig."
Zitat von Achim Wittsack, der beim Rennen als Eisverkäufer vor Ort war.
Dieser Unfall zeigt aus heutiger Sicht leider die unzureichende
Sicherung der Strecke während des Rennens. Der Porsche von Bobby Rahal
hätte mit einem Bergungsfahrzeug der ONS-Staffel unter Gelber Flagge
gefahrlos bis zum naheliegenden Streckenabschnitt ‚Steilstrecke’ gezogen
werden können wie dies heute auch bei den VLN-Läufen und dem
24-Stunden-Rennen praktiziert wird.
Bilder und
weitere Informationen zu dem Unfall von Herbert Müller gibt es auf der Webseite
von Rudi Izdebski:
In diversen
Nürburgringpublikationen wird als Unfallstelle der Streckenabschnitt
"Kesselchen" genannt. Der Unfall ereignete sich im Streckenabschnitt "Klostertal" kurz vor der Steilstrecke.
Für die Informationen zum Unfall von Herbert Müller bedanken wir uns bei Achim Wittsack.
1982
Int. ADAC Eifelpokal-Rennen
Deutsche Tourist Trophy
21. + 22. August 1982
Als eines der letzten Rennen wurde die
Deutsche Tourist Trophy vor dem Bau der Grand-Prix-Strecke auf der
Start- und Zielschleife ausgetragen. Die TT gehörte zur deutschen
Straßenmeisterschaft für Motorräder. Im Rennen der 350 ccm-Klasse
ereignete sich ein tödlicher Unfall. Auf der Start/Ziel-Geraden stürzte
Bernd Steiff. Daraus entwickelte sich ein Massenunfall, in dem zehn Fahrer
involviert waren. Dem Fahrer Gisbert Kluckert musste ein Bein amputiert
werden, Volker Bogard wurde schwer verletzt. Der 22jährige finnische
Fahrer Jorma Nevala erlitt tödliche Verletzungen.