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Internationales ADAC 1000-Kilometer-Rennen 1961

3. Lauf zur Internationalen Sportwagen-Meisterschaft

28. Mai 1961

Bilder: Werner Ullrich, Manfred Rommelsheim, Ulrich Schup
Bericht Burkhard Köhr

 

Überraschungen über 1000 Kilometer Nordschleife

Nürburgring-Nordschleife
Streckenlänge: 22,810 Kilometer
44 Runden = 1003,640 Kilometer Renndistanz

 

Ringbesucher und Zeitzeuge Werner Ullrich sagte zum 1000-Kilometer-Rennen 1961: "Für mich eines der beeindruckensten, größten Rennen auf dem Ring." Diesem Urteil schlossen sich die Sportjournalisten und Ringbesucher an. Das 1000-Kilometer-Rennen endete mit einem Überraschungssieg und die favorisierten Werksteams fuhren enttäuscht nach Hause.

 An den Trainingstagen und dem Renntag wurden insgesamt 275.000 zahlende Zuschauern registriert. Während des Trainings gab es Nebel und Kälte. Am Renntag gingen sogar ein paar Schneeschauer nieder. Trotzdem war die Nordschleife das ganze Wochenende von den Motorsportfans bevölkert. Da die Tribünen schon im Vorfeld ausverkauft waren, wurden noch zwei Zusatztribünen errichtet. Auch diese Tribünen waren voll besetzt.

Ferrari hatte für den dritten Wertungslauf um den "Coupe des Constructeurs" zwei Wagen des neuen Tipo 246 mit V6-Zylinder-Mittelmotor, die von Graf Trips/Phil Hill und Ginther/Gendebien gefahren wurden, gemeldet.

Auf trockener Strecke waren Ginther/Gendebien mit einer Trainingszeit von 9:33,7 Minuten die Schnellsten. Bei der Startaufstellung am Sonntag um 9:00 Uhr standen 29 Sport- und 35 GT-Wagen.

Als Starterin fungierte Alice Caracciola, die Witwe von Rennlegende Rudolf Caracciola.

 

        
Szenen vom LeMans-Start. Während Bruce McLaren schon gestartet war, fuhr Stirling Moss (Nr. 20) gerade erst los. Ginther (Nr. 4), P. Hill (Nr. 3) und Gurney (Nr. 21) starteten gerade ihren Wagen.

 

 Bruce McLaren fuhr als Erster (Aston Martin) nach dem Le-Mans-Start los. Doch nach der ersten Runde führte Stirling Moss (Porsche 718). Über die Führung konnte sich Moss nicht lang freuen. In der zweiten Runde übernahm Phil Hill die Führung und baute diese kontinuierlich aus. Beim Fahrerwechsel mit Graf Trips war der Vorsprung so komfortabel, dass Trips auch weiterhin in Führung blieb. In der 15. Runde begann es zu regnen, teilweise mit Hagel und Schnee vermischt.

Phil Hill und Wolfgang Graf Berghe von Trips führten bis in der 23. Runde das Rennen souverän an. Sie lagen mit ihrem Ferrari Dino 246 SP mit mehr als 5 Minuten vor Masten Gregory und Lloyd Casner (Maserati Tipo 61 Birdcage). In der 23. Runde schleuderte Phil Hill wegen einer Ölspur im Streckenabschnitt "Flugplatz" in den Graben. Beim Aufprall fing der Ferrari sofort Feuer. Phil Hill konnte sich gerade noch rechtzeitig aus dem Cockpit befreien, bevor der Wagen in Flammen aufging. Phil Hill blieb unverletzt.

     
Wolfgang Graf Berghe von Trips vor dem Start und während des Rennens.

 

 Von diesem Unfall profitierten Masten Gregory und Lloyd Casner (Maserati Tipo Birdcage). Sie übernahmen die Führung. An zweiter Stelle lagen die Brüder Ricardo und Pedro Rodriguez (Ferrari 250). Sie waren mit über 5 Minuten Rückstand als einziges Team noch nicht überrundet worden. In der 43. Runde überschlugen sich die Ereignisse.

Die Brüder Ricardo und Pedro Rodriguez lagen mit ihrem Ferrari 250 bis zur 43. von 44 zu fahrenden Runden auf den 2. Platz. Vor dem Streckenabschnitt Karussell brach das rechte Vorderrad ab. Das Vorderrad hatte sich unter der Achse verkeilt. Pedro Rodriguez fuhr trotzdem mit dem Ferrari und der auf der Fahrband schleifenden Karosserie weiter und steuerte nach einer abenteuerlichen Fahrt die Box an. Das Publikum honorierte die Aktion mit lang anhaltendem Beifall. Das Vorderrad wurde gewechselt und Pedro Rodriguez fuhr in vollem Renntempo die letzte Runde zu Ende, um den 2. Gesamtrang zu sichern.

      


Pedro Rodriguez erreichte auf 3 Rädern in der vorletzten Runde die Box. Ein neues Vorderrad wurde montiert und anschließend der 2. Platz im Gesamtklassement gesichert.

 

Mit Informationen über die dramatischen Ereignissen des Rennens wurden die Zuschauer leider nicht versorgt. In den Tagen vor dem 1000-Kilometer-Rennen wurde die Lautsprecheranlage rund um die Nordschleife installiert. Trotzdem blieben die Zuschauer ohne Informationen. „Übereifrige Fans“ hatten nachts einige Kabel durchschnitten. Doch damit nicht genug. Es wurden außerdem auch Lautsprecher abmontiert. Die ehrlichen Fans waren die Leidtragenden. Sie blieben über die Platzierungen während des Rennens im Unklaren.

 Ferrari-Rennleiter Tavoni setzte Graf Trips in der Schlussphase noch in den Ginther/Gendebien-Wagen, ohne damit aber den Gesamtsieg von Gregory/Casner (Maserati Tipo 61) vor den Brüdern Rodriguez (Ferrari) gefährden zu können.


Der Ferrari von Ginther/Gendebien überrundete den Ferrari 250 GT von Denise McCluggage und Allen Eager. In der 20. Runde schieden McCluggage/Eager durch Unfall aus. Die Amerikanerin Denise McCluggage startete in den USA bei Sportwagenrennen.

 

  
Auffällig am Ferrari Dino 246SP von Ginther/Gendebien war die ausgeschnittene Heckscheibe im direkten Sichtfeld der Fahrer.

 

 

  
Die Sieger Masten Gregory/Lloyd Casner mit dem Maserati Tipo 61 Birdcage vor den scharfen Wehrseifenkurve.

 

 
Fritz Hahnl und Helmut Zick belegten mit ihrem Porsche-Abarth 356B in der Klasse der GT-Wagen bis 2000 ccm Hubraum den 1. Platz. In der Gesamtwertung belegten sie den hervorragenden 6. Platz.


Wilfried Rüschenbaum und Ernst Pflugbeil fuhren mit ihrem Porsche-Abarth 356B auf den 11. Gesamtrang. Sie starteten in der GT-Klasse bis 2 Liter Hubraum.

  
Die Scuderia Serenissima hatte mit der Startnummer 6 einen

   
Der Maserati Tipo 63 mit de Startnummer 7 von der Scuderia Serenissima vor der Wehrseifen-Brücke. Auf der Startnummer 7 waren Ludovico Scarfiotti und Nino Vaccarella gestartet.
  

     
Maurice Trintignant blieb in der 40. Runde mit Getriebeschaden vor der Ziellinie stehen, nachdem er den Wagen von Scarfiotti/Vaccarella übernommen hatte. Bis zum Ausscheiden lag er an dritter Stelle. Das Trio wurde trotzdem auf dem 23. Platz gewertet.


Ricardo und Pedro Rodriguez belegten mit ihrem Ferrari 250 Testa Rosa 61 den 2. Rang. Sie hatten 1 Runde Rückstand auf  die Sieger Masten Gregory und Lloyd Casner. 

 


Jim Clark und Bruce McLaren mussten ihren Aston Martin DBR1 in der 23. Runde mit Defekt abstellen.

 


David Hobbs und Bill Pickney belegten den 20. Gesamtrang. Da der Lotus Elise ein automatisches Getriebe hatte, mussten sie in der Sportwagenklasse starten. Sie belegten in der Klasse bis 1600 ccm Hubraum den 1. Platz.

 


Jo Siffert und Sepp Liebl belegten mit ihrem Ferrari 500 Testa Rossa den 15. Platz.

 

     
Der Porsche 718 RS61 von Dan Gurney und Joakim Bonnier in den Boxen und im Streckenabschnitt "Wehrseifen".

 

     
Der Streckenabschnitt Wehrseifen. Hinter der scharfen Linkskurve ist ein Wagen in den rechten Straßengraben gerutscht.

 


Zwei Rennwagen im Streckenabschnitt "Kallenhard". Die Einbuchtung vor der sogenannten "Siegelkurve" wurde "Bushaltestelle" genannt.

 

  
Sirling Moss und Graham Hill schieden mit ihrem Porsche 718 RS60 in der 21. Runde mit Motorschaden aus. Im linken Bild pilotiert Graham Hill den Porsche.

 


Georg Bialas und Harald von Saucken fuhren mit ihrem Porsche 356 B Carrera nach 40. Runden auf den 21. Gesamtrang.

Chris Kerrison und Peter Sargent waren mit einem Lola MK1 in der Sportwagenklasse bis 1150 ccm Hubraum am Start. Sie belegten nach 41. Runden in ihrer Klasse den 1. und im Gesamtklassement den 14. Platz.

 


Ein Morgan im Streckenabschnitt "Hatzenbach".

      
Die Morgans 4/4 wurden selbstverständlich von Briten gefahren. Mit der Startnummer 85 fuhren Robert Staples und Peter W. Marten. Sie schieden nach 31 Runden aus, wurden aber gewertet. Mit der Startnummer 86 fuhren Christopher J. Lawrence und Richard Shepherd-Barron. In der 27. Runde kam das Aus. Sie kamen nicht in die Wertung.

 


Die Motorsportfotografen bei der Arbeit. Sie warteten auf die Sieger Gregory/Casner und die Platzierten.

 


Gratulation an Gregory/Casner nach dem Zieleinlauf.

 

  
Graf Berghe von Trips überquerte die Ziellinie, nachdem er im letzten Drittel des Rennens den Ferrari von Ginther/Gendebien übernommen hatte.

 

     
In der Sportwagenklasse bis 2 Liter Hubraum wurde Stirling Moss zusammen mit Sepp Greger und Herbert Linge Sieger. Stirling Moss wurde nach seinem Ausscheiden mit in den Porsche 356B Carrera gesetzt. Bei dem Porsche handelte es sich um einen "Versuchswagen". Er war mit Scheibenbremsen ausgestattet.

 

 
Die Siegerehrung wurde (wie auch der Start) von Alice Caracciola übernommen.

 


Die Zuschauer verließen trotz der zeitweiligen Regenschauer zufrieden den Nürburgring.

   



Weitere Informationen und Bilder zum ADAC-1000-Kilometer-Rennen gibt es in den Büchern:




 

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 Für die Bilder und Informationen von diesem ereignisreichen 1000-Kilometer-Rennen 1961 bedanken wir uns bei: 
- Dirk Rommelsheim
- Ulrich Schup
- Werner Ullrich

Letzte Aktualisierung: 23. Januar 2013
Copyright: Burkhard Köhr

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