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Rheinland-Pfalz-Preis

24. September 1972

Dramatischer Feuerunfall

Das Rennen der Interserie beim Rheinland-Pfalz-Preis 1972 ist in die Geschichte des Nürburgrings als das Rennen mit dem wohl spektakulärsten Rennunfall eingegangen. Es wurden 2 Läufe à 7 Runden auf der Nordschleife gefahren. Doch schon der 1. Lauf dezimierte das Starterfeld.

Der 1. Lauf wurde nach einer Einführungsrunde über die Betonschleife mit einem fliegenden Start freigegeben. In Höhe der Ampelanlage an der Einfahrt zur Boxengasse berührten sich die nebeneinander fahrenden und voll beschleunigenden Wagen von Herbert Müller (Ferrari 512) und Franz Pesch (McLaren M 8 E). Der Ferrari von Herbert Müller wurde an die dort beginnende Doppel-Leitplanke gedrückt. Er stieg auf, drehte mehrere Saltos in der Luft und schlug wie eine Bombe mit dem Wagendach in der Boxengasse auf. Die 250 Liter Benzin in den Tanks des Ferraris gingen sofort in Flammen auf.

Der McLaren von Franz Pesch raste mit starkem seitlichen Drift voll in die vor dem Start- und Zielhaus installierte Tankanlage und riss zwei Zapfsäulen aus der Verankerung. Bei dem Aufprall wurde der Vorderwagen des McLaren total zerstört. Teile der Karosse flogen bis zu 50 Meter weit. Franz Pesch konnte dem Wrack unverletzt entsteigen.





Herbert Linge war bereits wenige Sekunden nach dem Unfall mit dem Spezial-Porsche-914 zur Stelle und richtete den Löschschaum gegen das auslaufende Benzin. Nach wenigen Sekunden entstieg Herbert Müller als brennende Fackel dem Ferrari-Wrack und taumelte aus dem Flammeninferno. Er hatte sich selbst befreit und glücklicherweise schnell den richtigen Ausgang aus dem brennenden Wagen gefunden. Mit erhobenen Armen lief Herbert Müller ziellos umher, bevor ein Feuerwehrmann eine volle Ladung aus einer Löschkanone auf ihn richtete und die Flammen ersticken konnte. Nach einer ersten Behandlung der Brandwunden im Gesicht und am Körper wurde Herbert Müller ins Krankenhaus von Adenau gebracht, wo man Verbrennungen 2. Grades und einen schweren Schock diagnostizierte.





Von diesen haarsträubenden Ereignissen ungerührt führte vom Start weg Willi Kauhsen (Porsche 917/10) das Rennen an. In der dritten Runde platzte an seinem Porsche im Streckenabschnitt zwischen Schwedenkreuz und Aremberg bei über 250 km/h der rechte hintere Reifen. Über mehrere 100 m versuchte Willi Kauhsen den wild schlingernden Porsche unter Kontrolle zu bekommen. Die losgerissenen Protektoren des Reifens schlugen den Tank leck und zerfetzen das Heck der Porsche. Willi Kauhsen lenkte den brennenden Wagen an die Leitplanken und konnte sich in letzter Sekunde aus dem Wrack retten. So kam er mit Brandverletzungen an den Händen und einem Schock noch verhältnismäßig glimpflich davon.

Im 2. Lauf führte Helmut Kelleners (McLaren M 8 F) mit 30 Sekunden Vorsprung auf Leo Kinnunen (Porsche 917/10 Turbo). In der 5. Runde hob bei einer Bodenwelle der KMW-Porsche von Hans Müller-Perschl im Streckenabschnitt Antoniusbuche ab und überschlug sich. Ein weiteres Mal hatten die Fahrer bei dem Rennen einen übergroßen Schutzengel. Der Porsche zerlegte sich beim Aufprall in tausend Einzelteile. Hans Müller-Perschl blieb unverletzt.

In der letzten Runde setze dann noch Chris Craft seinen Porsche 917 K in die Leitplanke und drehte sich mehrmals. Auch er blieb unverletzt.

Vorher war in der 6. Runde Helmut Kelleners mit Getriebedefekt stehen geblieben. Leo Kinnunen erbte den Sieg und verzichtete bei der Siegerehrung aufgrund der haarsträubenden Ereignisse in den beiden Läufen auf den obligatorischen Schluck aus der Sektflasche.




Ausschnitte von dem Unfall zwischen Herbert Müller und Franz Pesch wurden täglich im ehemaligen Kino der Erlebniswelt gezeigt. Der Unfall wurde vom Dach der Boxenanlage gefilmt und zeigte die erschreckenden Bilder. Umso mehr war der Zuschauer erstaunt, dass der Unfall noch so glimpflich für alle Beteiligten ablief.



Für die Bilder vom Rennen der Interserie beim Rheinland-Pfalz-Preis 1972 bedanken wir uns bei Thomas Wernig und Helmut Segeth.

Veröffentlichung: 25. Februar 2010
Letzte Aktualisierung: 21. Mai 2020
Copyright: Burkhard Köhr


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