XV. Int. ADAC Eifelrennen
3. Juni 1951
Bilder: Carl Wieland / Archiv Andreas Imhof, Johann Holzem
Bericht: Burkhard Köhr
Nürburgring-Norcschleife
Streckenlänge: 22,810 Kilometer
Renndistanz Sportwagen: 7 Runden = 159,670 Kilometer
Renndistanz Formel 3: 6 Runden = 136,860 Kilometer
Renndistanz der Motorräder-Klassen: 5 oder 7 Runden = 114,050 bzw. 159,670 Kilometer
Ovationen für den Ring
Das Eifelrennen 1951 zog wieder die Zuschauermassen zum Ring. 200.000 Zuschauer umsäumten
die Nordschleife. Wegen der großen Starterfelder wurde das erste Rennen schon um 9:00 Uhr
gestartet. Die ursprüngliche Planung sah den ersten Start für 10:00 Uhr vor.
Im ersten Rennen des Tages starteten mit je 3 Minuten Abstand die Seitenwagen-Motorräder
der 500 ccm und 700 ccm Klasse und die Solo-Maschinen bis 125 ccm Hubraum. Bei den 750er
Seitenwagen war der Zieleinlauf denkbar knapp. Mit nur 1/10 Sekunde Vorsprung gewannen
Hillebrandt / Prätorius das Rennen vor dem Gespann-Duo Mohr / Müller. In der 500er
Seitenwagen-Klasse siegten Böhm / Höller ungefährdet mit 5 Minuten Vorsprung.
Bei der Solo-Maschinen bis 125 ccm siegte Karl Hofmann (Puch) vor H. P Müller (DKW).
Im Rennen II starteten die Solomaschinen bis 250, 350 und 500 ccm Hubraum mit einem
Abstand von je 2 Minuten. Hein Thorn-Prikker siegte souverän mit 4 Minuten Vorsprung.
Bei den 350er Maschinen siegte Xaver Heiß überraschend vor dem ständig führenden Roland Schnell.
In der letzten Runde ging Xaver Heiß in Führung und konnte mit 1/10 Sekunden Vorsprung
gewinnen.
Ein ständiger Führungswechsel zwischen Georg Meier und Walter
Zeller (beide BMW) prägte das Rennen der 500er Maschinen. In der letzten Runde musste Walter
Zeller in der Südkehre anhalten und Zündkerzen wechseln. Damit war der Weg frei für
Georg Meier. Auf der Breidscheider Brücke verunglückte der Godesberger Prünte mit seiner
NSU schwer. Er wurde in das Adenauer Krankenhaus gebracht.
Das Rennen Nr. 3 wurde von den Sportwagen bis 1100 ccm Hubraum eröffnet. Vier Minuten später
starteten die Formel-3-Wagen. Der Eifelhimmel hatte sich zwischenzeitlich verdunkelt und
der einsetztende Regen erschwerte das Rennen. Die Formel 3 wurde von den Briten beherrscht.
Sie belegten der ersten vier Plätze. Erst an fünfter Steller sah der Deutsche Toni Kreuzer
die Zielflagge.
Die Sportwagen-Klasse bis 1100 ccm beherrschte Karl Sauter mit seinem Sauter Special und
siegte mit über einer Minute Vorsprung vor Richard Trenkel (VW Eigenbau).
Rennen IV wurde bei strömenden Regen absolviert. Die Sportwagen bis 1500 und 2000 ccm
Hubraum standen am Start. In der 1500er Klasse ging es denkbar knapp zu. Franz
Hammernick siegte mit 4/10 Sekunden Vorsprung vor Baron Eberhard de Barry. Kurios: Franz
Hamernick übersah beim Zieleinlauf die schwarz-weiß karierte Flagge und fuhr "sein" Rennen
weiter. In dieser Runde blieb er mit Motorschaden liegen.
Das Rennen der Sportwagen bis 2000 ccm Hubraum wurde von Veritas-Rennwagen dominiert. Die
ersten drei Plätze gingen an die Veritas-Fahrer Fritz Riess, Toni Ulmen und Theo Helfrich
Das letzte Eifelrennen des Tages, die Formel 2, konnte wieder bei trockener Rennstrecke
gestartet werden. Paul Pietsch beherrschte mit seinem Veritas das Rennen, obwohl er
schon in der ersten Runden die Heckverkleidung an seinem Boliden verloren hatte.
Der Mythos Nürburgring liess 1951 den Autor Ernst Hornickel schwärmen:
"Wenn man früher vom Ring sprach, so konnte nur der der Nibelungen gemeint sein, der
seinerzeit einen ähnlichen internationalen Beifall hatte, wie der Ring um die Nürburg, den die
heutigen meinen.
Der Schweizer Daetwyler war begeistert, die Engländer Burger Wharton und Carter geradezu
erschüttert. Sie wiederholten beinahe wörtlich das, was Fangio drei Tage zuvor gesagt hatte:
"eine wundervolle Strecke, die allein in der ganzen Welt einen Mann erst als Rennfahrer
bestätigt."
Tatsächlich ist der Nürburgring, seit 1927 der erste Große Preis über ihn rollte, im
europäischen Rennsport nicht nur zu einem Begriff geworden, sondern übt jene magische
Wirkung aus auf die Menschen, die ihn einmal erlebten - seien es Rennfahrer oder Zuschauer -
die in ihrem letzten tiefsten Gründen schon im Metaphysischen liegt.
Nirgends auf der Welt ist für den Rennfahrer das Spiel seiner nüchtern errechneten PS mit
einer wahrhaft dämonischen Natur reizvoller als hier im Kurvengewirr zwischen Karussell und
Schwalbenschwanz, nirgends wird umgekehrt das Spiel seiner eigenen Natur, seines wachen
Auges, seiner Reaktionsfähgkeit, seiner Entschlußkraft, seines Temperaments mit den Grenzen
der Materie, die er mit scheinbar leichtem Steuergriff, aber in ihrer ganzen tödlichen Schwere
in der Hand hält, zu einem ununterbrochenen "Tanz auf des Lebens Borde" wie hier.
Jenseits der Borde brennen nun wieder die nächtlichen Feuer am Brünnchen und an den Hängen
der Hohen Acht, Menschen kriechen in tausend Zelte, sie bauen sich Laubhütten wie am
Wolchow oben in den verschollenen Wäldern des Wippermanns, und von ferne dröhnt dumpf
der endlose Zug der Ankommenden. Das Leben entläßt sie wie zu einem befristeten Abenteuer,
in eine romantische Nacht, in eine fremdartige Welt.
Die Magie des Ringes, die einst seine Erbauer beschworen, hat sie gepackt. Man hat den
Eindruck, daß sie die über diese gespentische Bahn jagenden Aerosaurier nur als eine
phantastische Zugabe empfinden, wie den Schauer einer fernen Ratlosigkeit. Und eher
wird ein Kamel durch ein Nadelöhr gehen, als daß jemals ein Tribünenbesucher am Start und
Ziel in den Nürburg-Himmel dieser Glücklichen komme.
Seit ich weiß, daß vor 22 Jahren der heutige Pressechef eines unserer größten
Kraftfahrzeugwerke, von zu Hause ausgekniffen, mitten unter ihnen in einer der vielen
Kanalröhren zu nächtigen pflegte und dort jene unterirdischen Verbindungen studierte, die
ihm später so nützlich sein sollten, ist mir diese Gattung ans Herz gewachsen. Sie sitzt nicht
an den weißen Tischen des Sport-Hotels. Sie kocht ihre Suppe über dürrem Geäst. Viele unter
ihnen zahlen nicht und ernten doch. So nahe ist ihnen das Himmelreich herbeigekommen."
Ernst Hornickel, auto motor sport, Ausgabe 13/1951
Streckenabschnitt Pflanzgarten
Anfahrt zur Quiddelbacher Höhe
Start- und Zielplatz mit Boxenanlage
Zuschauer an der Quiddelbacher Höhe
Quiddelbacher Höhe mit dem Hauptposten
Zuschauermassen am Flugplatz
Bierfrühstück am Pflanzgarten
Training der Formel 3 im Streckenabschnitt Pflanzgarten.
Blick vom Burgfried der Nürburg auf den Start- und Zielbereich.
Hein Krings
BMW
Georg Meier (BMW)
Sieger in der 500er Klasse.
Hein Krings
Walter Zeller (rechts) belegte den 2. Platz bei den 500er Maschinen.
Blick auf das Karussell
Bildmitte
Der Reporter-Hochsitz im Karussell
Eintrag im Album von Johann Holzem:
"Tribüne am Karussell"
Die "Tribüne" befand sich am Hang an der Steilstrecke
Zelte und die "Tribüne"
Limo-, Wein- oder Bierflasche?
Der junge Motorsport-Fan ist gut versorgt.
Wir danken Johann Holzem und Andreas Imhof, der uns die Bilder von Carl Wieland zur Verfügung gestellt hat, für das
historische Bildmaterial vom Eifelrennen 1951.
Quelle: auto motor sport, das motorrad, Aufzeichnungen Johann Holzem
Veröffentlichung: 3. März 2001
Letzte Aktualisierung: 8. Februar 2018
Copyright: Burkhard Köhr