Geschichte des Nürburgrings 1965 - 1974
1965
Frühjahr 1965
Die scharfe Müllenbach-Rechtskurve wurde im Frühjahr 1965 entschärft. In
dieser Kurve gerieten die Fahrer öfters von der Bahn und stürzten über die
tiefe Böschung. Vorher verlief der Kurs auf einer Kurvenlinie, die genau
um 100 Grad wendete. Dabei wurde der Innenrand der Kurve zu früh
angesteuert und es gab Ausrutscher über die Böschung hinaus.
Durch die Entschärfung wurde die Übersichtlichkeit verbessert und die
Kurve fing mit einem kleineren Kurvenradius an. Der Innenrand der Strecke
wurde dadurch mit einem größeren Radius an die bestehende Gerade
herangeführt. Damit wurde gleichzeitig die Fahrbahnbreite nach innen
verbreitert, zusätzlich überhöht und die Bogenmitte um soviel höher
gezogen, dass die ganze Kurve überschaubar war.
Im Frühjahr 1965 wurde auch die Streckeneinfahrt Nürburg modernisiert. Vorher
kam es zu Stauungen bis weit auf die B 258, weil die Einfahrt zu steil und
die Kurven zu eng waren. Zusätzlich konnte durch die Neugestaltung der
Touristenverkehr direkt auf die Nordschleife geleitet werden, wenn die
Start-/Zielschleife bzw. die Südschleife für Rennveranstaltungen gesperrt
war.
In den Streckenabschnitten Schwedenkreuz und Pflanzgarten wurde ein neuer
Streckenbelag aufgetragen. Im Streckenabschnitt Ex-Mühle wurde neben einem
neuen Streckenbelag auch eine Anhebung der Fahrbahnräder zur Sicherung der
auslaufenden Kurve durchgeführt.
Der Treppenaufgang zu den Zuschauerplätzen Breidscheid wurden mit
Eisenbetonstufen und Podesten erneuert.
1966
Internationale Polizeiausstellung in Hannover
28. August bis 11. September 1966
Die Rennen am Ring bedeuten für die Polizei Großeinsätze. Anhand von 2
Modellen wurde der polizeiliche Ablauf einer Motorsport-Veranstaltung
demonstriert. Das erste Modell (Faller-Bahn) spiegelte die Nordschleife
wieder. Mit Slotcars konnte die Grüne Hölle erobert werden.
November 1966
Die Südkehre erhielt einen neuen Streckenbelag.
1967
Frühjahr 1967
Hohenrain-Schikane
Bei den Rennen 1966 zeigte sich immer deutlicher die Gefahr, dass die
Rennwagen aufgrund der hohen Geschwindigkeit am Anfang des Start- und
Zielplatzes abdriften konnten und dem Dunlopturm gefährlich nahe kamen.
Daher wurde im Frühjahr 1967 zwischen Kilometer 22,35 und 22,5 die
Hohenrain-Schikane gebaut.
Die Änderung erfolgte aus 3 Gründen:
- Durch die Schikane wurde die Geschwindigkeit im Start- und Zielbereich
deutlich reduziert.
- Die neue Ideallinie verlief jetzt über der Brücke zum Ort Nürburg auf der
rechten Fahrbahnseite. Von hier aus strebte der Wagen die Mitte des Start-
und Zielbereiches an. Bei der alten Ideallinie passierten die Fahrer die
Brücke auf der linken Fahrbahnseite und nahmen so die Richtung auf den
Dunlopturm an.
- Durch die Beseitigung eines Sprunghügels vor der Brücke verloren die
Fahrzeuge nicht mehr die Bodenhaftung.
1970er Jahre
Um den Fans und den Touristenfahrern die Streckenabschnitte des
Nürburgrings näher zu bringen, waren die Streckenabschnitte mit
Namensschildern versehen. In den 1960er Jahren machte noch das
Unternehmen Kolben Krämer aus Köln Reklame unterhalb der
Streckenbezeichnung. In den 1970er Jahren bekamen die Schilder das noch
heute verwendete neue Design.
Freigabe des Bildes mit freundlicher Genehmigung von
Fridolin Benteler. Das Bild wurde dem Film „Höhepunkte der VW Super Vau
Renner“ entnommen. Der Film ist über
http://www.historischer-filmservice.de
zu beziehen.
1971
Im Februar 1971 wird mit den Umbauarbeiten an
der Nordschleife begonnen. Die Seitenstreifen werden verbreitert und Leitplanken
und Fangzäune installiert. Die Sprunghügel im Kesselchen, dem Brünnchen und im
Schwalbenschwanz verschwinden. Die ‚neue’ Nordschleife hat jetzt nur noch 40
Rechts- und 33 Linkskurven. Der entschärfte Ring wurde am 2. Mai 1971 mit dem
34. Eifelrennen wiedereröffnet.
Renn- und Industrieschau
6. - 8. August 1971
Für die Bilder von der Renn- und Industrieschau 1971 bedanken wir
uns bei Helmut Segeth.
1972 - 1973
Herbst 1972 bis Frühjahr 1973
Vom Herbst 1972 bis Frühjahr 1973 ist der Nürburgring wieder eine große
Baustelle. Die Brücken „Hatzenbach“ und „Breidscheid“ hatten in ihrem
alten Zustand nur eine Breite von 8 Metern. Um den Sicherheitsstandards
nachzukommen mussten die Brücken abgerissen werden. Eine Verbreiterung der
zwischen 1925 und 1927 erbauten Brücken war technisch nicht möglich. Die
Neukonstruktionen weisen jetzt den gleichen Querschnitt (17 Meter, davon 9
Meter Fahrbahn) wie die übrige Strecke aus.
Die Überführung an der Poststraße hatten nur eine lichte Breite von 8
Metern. Um die geforderten Seitenstreifen und Leitplanken anlegen zu
können, wurde die Brücke gesprengt und durch eine Spannbetonbrücke
ersetzt, deren Breite von Pfeiler zu Pfeiler jetzt ebenfalls 17 Metern
beträgt.
Im Außenbereich der Südkehre wird die Tribüne angelegt und die
Zuschauerplätze von der Haupttribüne bis zur Einfahrt Südschleife wurden
auf 2,50 Meter erhöht und terrassenförmig befestigt. Außerdem wurden in
der Südkehre die Randstreifen angelegt und Leitplanken montiert. Deshalb
wurde die Einfahrt zu Südschleife nach vorne verlegt.
Der berühmt berüchtigte Flaschenhals, die Einengung der Fahrbahn vor dem
Eingang der Südkehre, wurde auf die Breitenmaße der Start-/Zielgeraden (20
Meter) vergrößert.
1973 - 1974
September 1973 bis April 1974
Von der Döttinger Höhe (km 19,6) bis zur Antoniusbuche (km 21,9) wurde die
lange Gerade verbreitert. Die Sicherheitsrichtlinien der CSI forderten
für Streckenabschnitte, auf den Geschwindigkeiten von mehr als 300 km/h
erzielt wurde, eine Fahrbahnbreite von 12 Meter. Der Sicherheitsstreifen
an beiden Seiten betrug 4 m und wurde mit doppelstöckigen Leitplanken
abgeschlossen.
Zwischen Kilometer 20 und 21 verlief die Nordschleife parallel zur B 258
und zur L93. Dadurch war für die Verbreiterung der Strecke der notwendige
Platzbedarf nicht vorhanden. Somit musste die L93 verlegt werden. Diese
Maßnahme wurde im Sommer 1973 durchgeführt.
Zwischen der Döttinger Höhe und der Antoniusbuche überquert die
Rennstrecke die L92 (Adenau) und die L93 (Meuspath). Diese Überführungen
wurden beim Bau des Nürburgrings von 1925 bis 1927 durch Aufschüttung über
das Streckenniveau angehoben und es entstanden Sprunghügel. Aus diesem
Grund wurden beide Brücken abgerissen und ersetzt. Die Meuspather Brücke
wurde durch eine Tunnelröhre aus verzinktem Stahlblech ersetzt – wie im
Brünnchen und Wehrseifen.
Ein weiterer Engpass war die Brücke zum Ort Nürburg. Die bisherige Breite
von 9 Meter war unzureichend. Incl. der Seitenstreifen wurde die
Brückebreite auf 19 Meter verändert.