Nürburgring - Nord- und Südschleife
Onboard-Runde
Touristenfahrt 1975
Bilder: Helmut Segeth
Nürburgring: Nord- und Südschleife
Streckenlänge: 28,290 Kilometer
Die Bilder von der Touristenfahrt sind vermutlich im Winter 1974/75 entstanden.
Helmut Segeth hatte als Beifahrer den Finger am Auslöser gehabt und die Runde um die
Nord- und Südschleife eingefangen. Zumindest bis zum Streckenabschnitt Karussell. Danach
war leider der Film "voll".
Bei den Touristenfahrten in den 1970er Jahren konnte neben der Nordschleife auch die Südschleife
befahren werden. Damals bog man am Anfang der Südkehre links ab in die Südschleife. Nach der Berg-
und Talfahrt runter nach Müllenbach und wieder hoch zum Streckenabschnitt Scharfer Kopf
mündete die Südschleife wieder am Ausgang der Südkehre in die Nordschleife.
Neben den Bildern von der Onboard-Runde sind weitere Bilder aus dem Pro-Steilstrecke-Archiv
ergänzt worden, um den Streckenverlauf zu dokumentieren.
Südschleife - Aschenschlag
Die Namensgebung für den Streckenabschnitt Aschenschlag ist nicht klar. Es kann sich um eine
alte Flurbezeichnung oder um eine ältere Bezeichnung für die Brandrodung von Bäumen handeln.
In aktuellen topographischen Karten fehlt die Bezeichnung Aschenschlag. Kurz hinter
der Rechtskurve ist heute die Einfahrt zum Campingplatz Müllenbach.
Direkt an der Einfahrt auf der Innenseite der alten Südschleife sind Überreste einer römischen Villa
freigelegt worden. Gegenüber der Einfahrt zum Campingplatz befindet sich der letzte
erhaltene Posten für die Streckentelefone von der Südschleife. In alten Streckenbeschreibungen (Zeitschrift "Der Nürburg-Ring"
Nr. 2/1927) wird dieser
Streckenabschnitt auch Hüsgen genannt. Hüsgen ist die rheinländische Bezeichnung
für ein stattliches Haus. Der Name könnte auf die römische Villa zurückgehen.
Gegengerade
Auf der rechten Fahrbahnseite hinter den Leitplanken ist der "Tigergang" zu sehen.
Auf der linken Seite befanden sich Zuschauerplätze.
Die Gegengerade verlief parallel zur Start- und Zielgerade. Die Gegengerade war in
der Streckenvariante Südschleife erheblich länger als die Gegengerade, die bei der
Streckenvariante Nordschleife erst ausgangs der Südkehre begann. Die Gegengerade war in der
Streckenvariante Südschleife ca. 1.300 Meter lang und damit die zweitlängste Gerade des
Nürburgrings. Die längste Gerade war der Streckenabschnitt Döttinger Höhe zwischen
Galgenkopf bis zur Antoniusbuche.
"Tigergang"
"Tigergang" wurde der Durchgang vom Start- und Zielhaus zu den Boxen genannt und
grenzte an die Gegengerade auf der rechten Seite. Diese Aufnahme von 1962 verdeutlicht
die Namensgebung "Tigergang".
Nordkehre
Im Hintergrund die Nürburg.
Hatzenbach
Der Streckenabschnitt Hatzenbach ist nach dem gleichnamigen Bach neben der Rennstrecke benannt.
Quiddelbacher Höhe und Flugplatz
Ausgangs der Linkskurve im Streckenabschnitt Hocheichen zeigt sich die Quiddelbacher Höhe und
dahinterliegend der Streckenabschnitt Flugplatz.
Ein Bergrücken in der Nähe der Ortschaft Quiddelbach ist der Namensgeber für die Quiddelbacher Höhe.
Während der Bauarbeiten in den Jahren 1925 bis 1927 zeigte sich, dass der Bergrücken zwischen Quiddelbacher
Höhe und Schwedenkreuz ideal für den Segelflugsport geeignet war. Daher wurde in der zweiten Jahreshälfte
1926 mit der Buschrodung begonnen und anschließend probten die Kölner Arbeitsgemeinschaft für
Gleit- und Segelflugsport wie auch die Sektion Bonn des Niederrheinischen Vereins für Luftschiffahrt
am Streckenabschnitt Flugplatz mit verschiedenen Flugzeugtypen (Eindecker, Doppeldecker). Daraufhin wurde
der Verein für Flugsport am "Nürburg-Ring" gegründet, der sich auf den Segelflugsport fokussierte.
Kottenborn
Kottenborn ist eine frühere Bezeichnung für den Streckenabschnitt zwischen Flugplatz und Schwedenkreuz,
der heute nicht mehr verwendet wird. Der Name kommt von dem Ort Kottenborn, der in der Nähe der
Nordschleife liegt. Auf der Kuppe stand früher eine Brücke, die "Dunlop-Brücke", damit die Zuschauer zwischen
den Fahrbahnseiten wechseln konnten.
Zwischenstopp an der "Dunlop"-Brücke während einer Touristenfahrt in den 1950er Jahren.
Die Grafik aus der 1960er Jahren zeigt den Streckenabschnitt Kottenborn mit der Dunlop-Brücke.
Schwedenkreuz
Während des 30jährigen Krieges (1618 - 1948) wurde Hans-Friedrich Datenberg, ein Steuereintreiber für
die Gemeinde Adenau, an dieser Stelle im Jahr 1638 von schwedischen Soldaten überfallen und
umgebracht. Zur Erinnerung wurde das Schwedenkreuz errichtet.
Blick auf den Sprunghügel im Streckenabschnitt Schwedenkreuz entgegen der Fahrtrichtung.
Aremberg
Der Streckenabschnitt Aremberg ist nach dem 623 Meter hohen Aremberg benannt, der sich
in einiger Entfernung zur Nordschleife erhebt. Auf dem Aremberg befinden sich die Ruinen
der Burg bzw. dem späteren Schloss Aremberg.
Blick vom Schwedenkreuz zur Arembergkurve.
Der Aremberg vom Etscheider Berg aus gesehen.
Fuchsröhre
Bauarbeiter nannten diesen Streckenabschnitt so, weil sich während der Bauphase ein Fuchs
in einer der Kanalisationsrohre verkrochen hatte. Bevor der Fuchs für diesen prägnanten Name sorgte,
sprach man bei der Senke vom Wimbacher Loch (Zeitschrift "Der Nürburgring", Nr. 4/1926).
Wimbach ist ein Eifelort mit ca. 450 Einwohner in unmittelbarer Nähe zur Rennstrecke.
Das Streckenschild Fuchsröhre aus den 1980er und 1990er Jahren.
Blick von Posten 93 runter in die Fuchsröhre.
Metzgesfeld
Die Namensgebung für den Streckenabschnitt Metzgesfeld ist eine alte Flurbezeichnung.
Kallenhard
Die Rechtskurve ausgangs Streckenabschnitt Kallenhard.
Der Streckenabschnitt Kallenhard ist nach einer alten Flurbezeichnung benannt.
Erstmalig wurde diese Kurve 1927 in der Zeitschrift "Der Nürburg-Ring" Nr. 13/1927 als Todeskurve bezeichnet.
Vermutlich kamen während der Bauarbeiten für die Rennstrecke Arbeitskräfte während eines Unfalls ums Leben.
Breidscheider Brücke
Die Brücke am Ort Breidscheid ist mit ca. 300 Meter über N.N. der niedrigste Punkt des
Nürburgrings. Ursprünglich war in diesem Bereich und der Exmühle der Start- und Zielbereich geplant
gewesen. Aufgrund von Verhandlungsschwierigkeiten mit dem damaligen Eigentümer wurde der
Plan geändert und der Start- und Zielbereich nach Nürburg verlegt.
Karussell vs. Caracciola-Karussell
Das Karussell ist eine Steilkurve mit einem Überhöhung von 33 %. Erstmalig wurde der Streckenabschnitt "Karussel" (damals nur mit einem "L" geschrieben)
in der Zeitschrift "Der Nürburg-Ring" Nr. 4/1927 erwähnt.
Die 33%ige Steilwandkurve des Karussells wurde im Frühjahr 1936 mit Betonplatten in den Streckenverlauf eingebaut.
Davor gab es natürlich schon das Karussell, es fehlte aber die betonierte Überhöhung der
Rennstrecke. Es befand sich unterhalb des Asphalts ein überhöhter Graben mit 20%iger Neigung. Um die Kurve schneller
zu durchfahren, nutzten Fahrer und Fahrerinnnen schon 1927 den überhöhten Graben. Historisch mit Bildern belegt ist die
Nutzung des überhöhten Grabens beim Großen Preis von Deutschland 1927 (Zeitschrift "Der Nürburg-Ring" 10/1927). Während
des Rennens durchfuhren Elisabeth Junek und Urban-Emmerich den Graben.
In dem Buch "Männer, Frauen und Motoren - Die Erinnerungen des Rennleiters Alfred Neubauer" beschreibt
der frührere Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer, dass Rudolf Caracciola 1931 beim Training zum Großen Preis von Deutschland" als erster den überhöhten Graben
genutzt haben soll, um die Karussell-Kurve schneller durchfahren zu können. Diese Anekdote von Alfred
Neubauer hat die Nürburgring GmbH im Jahr 2006 zum Anlass genommen, die Bezeichnung "Karussell" in "Caracciola-Karussell"
zu ändern. Die heutige Bezeichnung "Caracciola-Karussell" ist somit historisch falsch.
Auf der offiziellen Nürburgring-Webseite wird das Jahr 1932 genannt, in dem die Karussellkurve ausbetoniert wurde.
Dieser Widerspruch bei den Jahreszahlen zur Betonierung des Karussells wird noch recherchiert.
Für die Bilder von der Onboard-Runde 1975 bedanken wir uns bei Helmut Segeth.
Veröffentlichung: 2. Mai 2020
Copyright: Burkhard Köhr